
Massentierhaltung verbinden viele von uns nicht gerade mit Bio- und Tierwohlstandards.
Doch die Hestbjerg-Farm in Dänemark beweist mit 1.300 Sauen, 27.000 Ferkeln und 1.000 Hektar Fläche, dass nicht die Zahl der Tiere auf einem Hof über das Wohlergehen entscheidet, sondern, wie die Tiere gehalten werden.
Auf dem dänischen Hof leben die Schweine in einer Agroforstwirtschaft, denn allein 300 Hektar sind Wald- und Naturschutzflächen. Die Tiere können über Wiesen und durch Wald streifen, sich Nester bauen und in Schlammpools baden. Allgemein gilt es, immer weniger Tiere immer besser zu halten, wichtig ist aber vor allem, dass sich die Zahl der Tiere insgesamt auf der Welt verringert.
Klimamythen im Zusammenhang mit der Tierhaltung hat der Wissenschaftsjournalist Florian Schwinn aufgedeckt. Ein Mythos ist nach seinen Recherchen der Zusammenhang zwischen dem Methangehalt und der Rinderhaltung.
Seit 2007 ist der Methangehalt in der Atmosphäre stetig gestiegen, doch weltweit sank der Rinderbestand zwischen 1990 und 2011 kontinuierlich.
Ursächlich für den steigenden Methanausstoß ist Fracking-Gas, denn, wenn dafür mit wasserversetzter Chemie Brauchwasser in den Boden gepresst wird, entsteht Methan. Auch den hohen Wasserverbrauch für die Rindfleischproduktion – bis zu 15.000 Liter pro Kilogramm Fleisch – stellt der Journalist infrage. Denn die Kuh gibt über ihren Urin ebenfalls Wasser zurück in den Boden.
Außerdem berechnen „tierkritische“ Autor:innen für die Weidehaltung auch natürliches Regen- und Bodenwasser, was die Stallhaltung in dieser Hinsicht besserstellt. Weiden binden aber mehr CO2 als Waldboden und sind Spitzenreiter bei der Wasserhaltefähigkeit, die 40 % höher als bei Wiesen und sogar 60 % höher als bei Acker- und Waldboden ist.
Für Autor Florian Schwinn muss die „Agrarwende“ daher zu einer „Kuhwende“ werden. Eine diverse Landwirtschaft trennt Ackerbau nicht von der Tierhaltung und setzt auf Futter-Mist-Kooperationen statt auf Biogasanlagen, denn Kühe verwerten den Mist viel effizienter als Biogasanlagen. Die Zahl der Schweine und Hühner müsste spürbar sinken, dafür dürften insgesamt aber gern mehr Rinder auf die Weiden.
Was fehlt in der deutschen Agrar-Ausbildung, ist das Fach „Weidemanagement“. Der Weg zu einer tierwohl- und klimagerechten Landwirtschaft ist noch sehr weit. Doch viele Höfe, die Tiere in Bio-Viehwirtschaft halten, haben sich schon längst auf den Weg gemacht und experimentieren mit neuen Verfahren zum Wohle von Tier und Klima.
Quellen:
Renate Künast, Bernward Geier, Stefanie Pöpken (Hrsg.), Nutztiere: Mehr als eine Frage der Haltung, Westend Verlag, 2024.
Florian Schwinn, Die Klima-Kuh: Von der Umweltsünderin zur Weltenretterin,
Westend Verlag, 2024