
In den letzten Monaten werben immer mehr Lebensmittelhersteller mit dem Begriff „aus regenerativer Landwirtschaft“. Beschreibt dieser Begriff nicht, was wir heutzutage unter Öko-Landbau bzw. Bio-Landwirtschaft verstehen? Die Antwort lautet „jein“.
Die Öko- oder auch Bio-Landwirtschaft ist durch die Gesetzgebung in der EU sehr detailliert beschrieben, unterliegt einem strengen Kontrollsystem und ist gesetzlich geschützt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die Überlegenheit dieser Wirtschaftsform in allen Bereichen, die für eine messbar nachhaltige Landwirtschaft stehen.
Der Begriff „regenerative Landwirtschaft“ kommt ursprünglich aus den USA und umfasst auch Maßnahmen zur Wiederherstellung von schon Verlorengegangenem. Ganz besonders im Fokus steht dabei der Boden samt Bodenfruchtbarkeit und Humusaufbau. Viele Maßnahmen sind auch Teil der EU-Bio-Verordnung. Manche Maßnahmen, wie z. B. eine dauerhafte Begrünung des Ackers, sind keine Pflichtbestandteile der Öko-Verordnung, aber eine wichtige Weiterentwicklung in Sachen Nachhaltigkeit. Konventionell wirtschaftende Landwirt:innen nutzen diese und weitere bodenschonende Methoden immer häufiger, weil sie nachhaltiger arbeiten möchten, sich aber nicht für die in ihrer Bewirtschaftung deutlich darüber hinaus gehende Bio-Zertifizierung entscheiden wollen.
Methoden der regenerativen Landwirtschaft sind eine echte Bereicherung für die Landwirtschaft, egal ob sie biologisch oder konventionell betrieben wird. ABER sie unterliegen weder einer gesetzlichen noch privatrechtlichen Regelung, die erklärt, was genau erlaubt, verboten oder erforderlich ist.
Und darin liegt die große Gefahr: Denn die großen Konzerne, die Dünge- und Pflanzenschutzmittel für die konventionelle Landwirtschaft produzieren, nutzen diesen Begriff gern für ihr Greenwashing: So will z. B. Cargill, einer der weltweit größten Düngemittelhändler, bis zum Jahr 2030 regenerative Praktiken auf zehn Millionen Hektar umsetzen. Landwirt:innen können zwar ihre Böden pfluglos (und damit „regenerativ“) bewirtschaften, dabei aber trotzdem Glyphosat zur Beikrautbekämpfung einsetzen. Und das ist alles andere als „regenerativ“ und schon gar nicht ökologisch!
Für die Entwicklung und Verbreitung regenerativer Techniken, wie z.B. Permakultur und Agroforst innerhalb des Ökolandbaus, braucht es mehr Geld. Doch hierzulande fließen nur zwei Prozent der landwirtschaftlichen Forschungsgelder in agrarökologische Projekte.
Daher müssten auch mindestens 25 % der Forschungsmittel in den Ökolandbau fließen, dessen Fortschrittspotenziale seit Jahren international belegt sind, wenn es die EU-Kommission mit ihrem Ziel ernst meint, 25 % Ökolandbau in Europa bis 2030 umzusetzen.