Überspringen zum Inhalt

Hier gehört meckern zum Glück dazu!

In den letzten Jahren sind wir Verbraucher:innen wieder auf den Geschmack von Ziegenkäse gekommen. Aufgrund der Eiweißzusammensetzung ist Ziegenmilch würziger als Kuhmilch und wird bei Laktoseintoleranz häufig besser vertragen. Sie ist jedoch nicht zur Allergievorsorge beim Säugling geeignet!

Ziegen – jahrzehntelang auch als „Kuh des armen Mannes“ betitelt – gehören zu den ältesten Haustieren und sichern heute durch ihre Haltung vielerorts eine faire Entlohnung.
Als „natürliche Heckenschere“ verhindern sie in der Landschaftspflege die Verbuschung und Verwaldung von Weiden. Damit tragen sie wesentlich zum Erhalt besonderer Lebensräume und selten gewordener Tierarten bei.

Allerdings ist auch die Bio-Ziegenhaltung kein reines Bullerbü und durchaus anspruchsvoll. Ziegen haben einen starken Bewegungsdrang und eine ausgeprägte Sozialstruktur in der Herde. So gibt es in jeder Herde auch eine „Leitziege“ mit Führungsqualitäten. Ziegen sind sehr intelligent, lernfähig und verfügen über ausgeprägte individuelle Charaktere. Mit ihren Hörnern brauchen sie Platz und Strukturen, um sich aus dem Weg gehen zu können. Eine ganzjährige Weidehaltung vertragen Milchziegen in unserem Klima nicht, sie mögen kein feuchtes Wetter und stellen das Fressen bei Regen ein. In der Regel sind die Herden von April bis Oktober auf der Weide, die restliche Zeit im Stall, der ihnen auch Klettermöglichkeiten und Liegenischen bieten sollte.
Verstärkt setzen Bio-Ziegenhalter auf die muttergebundene Zickleinaufzucht, die die Zicklein nach der Geburt nicht von den Muttertieren trennt. Der Nachwuchs bekommt nur Muttermilch und keine Milchaustauscher oder Milch aus einer Tränke. Die Jungtiere wachsen gemeinsam mit anderen Zicklein und Mutterziegen in einer Herde auf und werden erst nach etwa zwei Monaten von den Muttertieren getrennt – diese Trennung erfolgt artgerecht schrittweise. Diese tiergerechte Haltungsform hat ihren ökonomischen Preis, da die Tierhalter in dieser Zeit auf die Verarbeitung der Milch der Muttertiere verzichten.

Wer Milchprodukte mag und sich um Tierwohl sorgt, sollte ehrlicherweise auch den männlichen Nachwuchs im Blick haben. Ziegenfleisch gilt in vielen Nachbarländern als Delikatesse, wohingegen es hierzulande nur selten auf dem Speiseplan steht. In der Gastronomie und in der Direktvermarktung gibt es Erfolg versprechende Modelle für das zwar hochpreisige, aber eben auch wertvolle Fleisch. Probieren Sie es, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.