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Was ist uns unser Frühstücksei wert?

Lasst Hühner gackern und Hähne krähen

Jedes Jahr zu Ostern erreicht die jährliche Eiernachfrage ihren saisonalen Höhepunkt.
Doch eigentlich sollten wir uns auch außerhalb der Osterzeit Gedanken über eine tierwohlgerechte Hühnerhaltung machen, denn Wunsch und Realität klaffen oft noch weit auseinander.

Relativ weit verbreitet sind in der Bio-Legehennen-haltung inzwischen mobile Ställe.
Die versetzbaren Ställe schützen die Böden vor zu viel Hühnermist auf begrenzter Fläche und bieten gleichzeitig den Hühnern stets frisches Gras zum Picken und Scharren.

Doch Hühner brauchen als ursprüngliche Wald- und Waldrandbewohner nicht nur ausreichend Platz für ihren Auslauf, sondern vor allem auch ausreichend Schutz vor Greifvögeln sowie schattige Rückzugsorte vor der heißen Sonne im Sommer. Hier kommen nun sogenannte Agroforstsysteme ins Spiel: Mit schnell wachsenden Bäumen, wie z. B. Pappeln, können Wiesen  und Weiden binnen kurzer Zeit in noch naturnähere Lebensräume umgestaltet werden. Die Hühner sorgen für eine natürliche Düngung der Bäume, die Landschaft wird besser strukturiert und unterstützt damit die Biodiversität in der Umgebung. Und alle 6–10 Jahre kann das Pappelholz geerntet werden und dient als Brennholz in Form von Hackschnitzeln der Wärmegewinnung oder auch als Rohstoff für die Holzverarbeitung. Die Bäume treiben nach dem Schnitt regelmäßig wieder aus.

Wem auch das Wohl der Hähne am Herzen liegt, sollte zu Eiern von sogenannten Zweinutzungshühnern oder Eiern von „Brudertieren“ bzw. „Gockel-Ei“-Projekten greifen.
Dahinter verbergen sich zwei unterschiedliche Projektansätze mit dem gleichen Ziel. Auch Bio-Landwirt:innen halten meistens Hühner-Hybridrassen, die entweder als Masthähnchen schnell ausreichend Fleisch ansetzen oder als Legehennen möglichst viele Eier legen. Bei Projekten wie „ei-care“ setzen die Hühnerhalter:innen auf alte Hühnerrassen bzw. auch Neuzüchtungen, die sowohl Eier legen als auch ausreichend Fleisch ansetzen. Bei „Brudertier“-Projekten sind die Hennen für die Eierproduktion verantwortlich, die Hähne werden aber ebenfalls mit aufgezogen und später als Mastfleisch verkauft.
Konventionelle Züchter:innen setzen auf die Geschlechtererkennung bereits im Ei, um das Töten von männlichen Küken zu verhindern. Doch auch bei diesem Verfahren wird das männliche Küken getötet, nur eben vor dem Schlupf und nicht danach.

„Brudertier-“ und „Zweinutzungshuhn“-Projekte beweisen, dass auch die männlichen Tiere ein Leben haben dürfen und nicht wertlos sind. Zwar werden sie auch gemästet und geschlachtet, aber erst nachdem sie großgezogen wurden.

Unser Frühstücksei sollte uns den höheren Preis nicht nur zur Ostern wert sein, oder?

Weitere Infos:
www.aktion-ei-care.de, www.brudertier.bio, www.hennengockelei.de, www.oekotierzucht.de